Jacqueline Noa ist von uns gegangen
Jacqueline Noa (1971–2025): Eine Landschaftsarchitektin mit Herz, Haltung und Handschrift
Mit Jacqueline Noa (1971–2025) verliert die Schweizer Landschaftsarchitektur eine engagierte Gestalterin, die ihr Schaffen stets mit feinem Gespür für Orte, Menschen und Stimmungen verband. Ihre Entwürfe waren nie nur planerische Setzungen, sondern immer auch kulturelle, soziale und emotionale Interpretationen des Raumes. Sie verstand Landschaft als gelebte Beziehung zwischen Mensch und Natur – geprägt von Respekt, Klarheit und Poesie.
Jacqueline Noa wurde 1971 in Erfurt – in der damaligen DDR – geboren und absolvierte zunächst eine Ausbildung als Tiefbauzeichnerin. Nach der Wende zog sie in die Schweiz und studierte Landschaftsarchitektur an der Hochschule Rapperswil, wo sie ihre Diplomarbeit bei Roland Raderschall verfasste. Früh zeigte sich ihr Talent für gestalterische Präzision und atmosphärische Dichte.
Ihre berufliche Laufbahn begann in renommierten Büros wie Weber + Saurer, Kienast Vogt Partner, Zulauf Seippel Schweingruber und Kuhn Truninger. 2006 gründete sie ihr eigenes Büro in Zürich, das sie mit großer Klarheit, Mut und Vision zu einer eigenständigen Werkstatt formte: einem Raum der Offenheit, des Miteinanders und der kollektiven Verantwortung.
Das Büro von Jacqueline Noa war nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern ein Ort gelebter Kultur. Eine familiäre Atmosphäre, geprägt von gegenseitigem Respekt, einem wachen Blick für Qualität und einer außergewöhnlichen Sorgfalt im Detail, verlieh ihren Projekten eine besondere Handschrift. Ihre Art zu führen war freundlich, verbindlich und inspirierend – eine stille Autorität, die auf Vertrauen baute. Sie pflegte mit ihrem Team eine offene, wertschätzende Kommunikation, die auch im Umgang mit Auftraggebern spürbar war: partnerschaftlich, lösungsorientiert und von einer spürbaren Haltung getragen.
Ihre Projekte reichten von Wohnumfeld Gestaltungen über Bildungslandschaften bis hin zu sensiblen Freiräumen im denkmalgeschützten Kontext. Jacqueline Noa hatte ein besonderes Gespür für Bepflanzung. Ihre Pflanzkonzepte waren fein abgestimmt, ökologisch fundiert und atmosphärisch präzise. Sie verstand es, mit wenigen Elementen eindrückliche Räume zu schaffen – Gärten, die Ruhe ausstrahlen, Höfe, die Gemeinschaft ermöglichen, Wege, die führen, ohne sich aufzudrängen.
Sie glaubte an die transformative Kraft der Gestaltung und daran, dass Freiräume nicht nur funktional, sondern auch seelisch bedeutsam sein können. In Gesprächen über ihre Arbeit sprach sie oft von Bäumen, von Verwurzelung und Wandel – Metaphern, die auch für ihren persönlichen wie beruflichen Weg stehen.
Jacqueline Noa war bis zuletzt aktiv, neugierig und voller Energie. Noch wenige Tage vor ihrem Tod war sie im neu bezogenen Büro im Binzquartier in Zürich präsent – einem Ort, den sie gemeinsam mit ihrem Team sorgfältig geplant und mitgestaltet hatte. Sie erlebte diesen Umzug bewusst mit und war an der Umsetzung bis zuletzt voll beteiligt. Es war ihr wichtig, diesen neuen Abschnitt ihrer beruflichen Heimat noch zu sehen – als hätte sich damit für sie ein Kreis geschlossen.
Mit Weitsicht und Herz sorgte sie für eine Nachfolgeregelung, die es ermöglicht, dass das Büro in ihrem Sinn weitergeführt wird. Ihr Team, das sie als „zweite Familie“ betrachtete, trägt ihr Erbe weiter – mit derselben Haltung, Qualität und Offenheit, die Jacqueline so besonders machten.
Ihr Tod reisst eine Lücke, die nicht zu füllen ist. Und doch bleiben ihre Projekte, ihre Ideen und die vielen Menschen, die mit ihr gearbeitet haben. Sie hat uns Gärten hinterlassen, die leben – und ein Vorbild, das bleibt. Wir verlieren eine warmherzige, kreative und mutige Persönlichkeit. Und wir danken ihr für das, was sie unserer Disziplin geschenkt hat.
Zürich, 29. April 2025
Janut Lüscher und Lorenzo Figna